Karriere bei Fraunhofer
Für Länder, in denen noch hauptsächlich über der offenen Feuerstelle gekocht wird, hat Mohammad Aleysa (38) den WAFFCO (Waste-Fuel Free Combustion) entwickelt. Das ist ein geschlossener Biomasse-Verbrennungsofen für den Haushalt, der hauptsächlich aus Ton und Eisen besteht. Er lässt sich mit landwirtschaftlichen und häuslichen Abfällen ebenso befeuern wie mit ausgedientem Verpackungsmaterial. Auf diese Weise löst er zwei Probleme auf einmal: Zum einen ersetzt er die rußenden und gefährlichen offenen Feuerstellen, und zum anderen sorgt er für eine umweltfreundliche Müllbeseitigung. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich allein vier Millionen Menschen durch die Luftverschmutzung infolge offener Feuerstellen im Haus. „Viele der Betroffenen wissen sogar, welcher Gefahr sie sich aussetzen.“ Mohammad Aleysa will nicht nur aufklären, sondern auch „Hilfe zur Selbsthilfe“ ermöglichen.
Einfache Lösungen für alle
Der WAFFCO wurde so entwickelt, dass er auch vor Ort mit einheimischen Baumaterialien hergestellt werden kann. „Geräte so zu entwerfen, dass sie mit einfachen Mitteln gebaut werden können, ist manchmal noch schwieriger, als der Bau komplizierter Geräte,“ sagt Mohammad. Zwei Jahre haben er und sein Team an dem WAFFCO getüftelt und herausgekommen ist ein effizienter Ofen ohne technischen Schnickschnack.
Die Kochplatte besteht aus hitzeresistentem Metall und der Rest, inklusive Innenraum zum Backen, hauptsächlich aus Lehm. Der WAFFCO hat ein Ofenrohr und kann mit einem Wasserboiler kombiniert werden, der für heißes und keimfreies Wasser sorgt. Und damit die Schadstoffe nicht einfach durch das Ofenrohr nach draußen gepustet werden, hat Mohammad sogenannte Pall-Ringe verbaut, die für zusätzliche Oxidation der Rauchgase sorgen.
Getestet wird der Ofen bereits in Ghana. Dort organisiert Mohammad einwöchige Konstruktions- und Anwendungs-Workshops mit der Bevölkerung, so dass die Menschen den Ofen vor Ort eigenständig produzieren können. Mit einem Preis von 30 bis 40 Euro ist er auch für die einheimische Bevölkerung erschwinglich.
Gern hätte der Fraunhofer-Projektleiter seine Idee auch andernorts zum Einsatz gebracht. „Ich wollte die Öfen auch in Flüchtlingslagern in der Türkei oder im Libanon einsetzen“, sagt der gebürtige Syrer. Zwei seiner Geschwister leben in Flüchtlingslagern im Libanon und Mohammad unterstützt sie finanziell. Leider wollten die Verantwortlichen dort von seinem Ofen bisher nichts wissen.
Schockierende Müllberge
Was Mohammad Aleysa antreibt, ist nicht nur das Schicksal seiner Familie und seines Heimatlandes Syrien. Der Umweltschutz war immer schon sein Anliegen. „Mein Vater wollte, dass ich Arzt werde, aber das war nichts für mich.“ Von 1996 bis 2002 hat Mohammad an der Al Baath Universität im syrischen Homs Umwelttechnik studiert und dort seinen Master gemacht. Gegen Ende seines Studiums unternahm er mit einem Freund eine Urlaubs-Reise auf die Insel Aruad vor der Küste Syriens. Am Strand türmte sich der Müll einen halben Meter hoch. Überall lag Plastik. Für den Studenten war das ein einschneidendes Erlebnis in seinem Leben. Mehr denn je verspürte er die Notwendigkeit, sich für den Umweltschutz einzusetzen, und er tat dies mit seinem Mittel – der Wissenschaft.
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Text: Gabriele Winter
Fotos: Fraunhofer IBP
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